Funkwetterbericht (FunkWX) lesen
ThemenĂĽberblick:
- Wellenausbreitung
- Wellenausbreitung und Funkwetter
- Funkwetter
- Funkwetterberichte
- Funkwetterbericht (FunkWX) lesen (diese Seite)
- Tipps und Hinweise zum Funkwetterbericht
Sonnenflecken und Regionen (ARxxxx)
AR steht für „Active Region“, also eine aktive Sonnenfleckenregion, der eine fortlaufende Nummer zugewiesen wird, z.B. AR3961. In einer aktiven Region kann es zu sogenannten Flares kommen, wenn das magnetische Feld chaotisch wird und plötzlich Energie in Form von Strahlung und Teilchen freisetzt.
Flare-Klassen (X, M, C, B, A)
Flares werden nach ihrer Röntgenstrahlung in Watt pro Quadratmeter in 5 Klassen eingeteilt: A, B, C, M und X. Jede Klasse ist etwa um den Faktor 10 stärker als die vorherige.
- C-Flares: schwächer, oft relativ normale Sonnenaktivität
- M-Flares: mittlere Stärke, können bereits merkliche Auswirkungen auf die Ionosphäre haben (z.B. kurzzeitige Dämpfungen auf den Kurzwellenbändern)
- X-Flares: sehr stark, können starke Funkstörungen und sogar Blackouts auf KW verursachen (sogenannte Radio Blackouts).
Proton-Event
Man liest oft von „Proton-Wahrscheinlichkeit“ (Proton 10% o.Ä.). Ein starker Flare kann Teilchen (Protonen) in Richtung Erde schleudern. Das kann besonders in polnahen Regionen zu erhöhten Absorptionen oder auroralen Effekten führen.
SFI (Solar Flux Index)
Misst die Intensität der Sonnenstrahlung bei 10,7 cm (ca. 2,8 GHz).
Faustregel: Ein hoher SFI bedeutet meist besseres „Funkwetter“ für höhere KW-Bänder (z.B. 15 m, 12 m, 10 m).
SN (Sonnenflecken-Nummer) bzw. SSN (Smoothed Sunspot Number)
Gibt die Anzahl an sichtbaren Sonnenflecken plus Gruppen an. Je höher diese Zahl, desto aktiver ist die Sonne typischerweise.
eSFI / eSSN
Manchmal liest du in Berichten zusätzlich etwas wie eSFI (= „effective SFI“) oder eSSN (= „effective SSN“). Diese Werte werden von manchen Beobachtern oder Instituten berechnet, um reale Ausbreitungsbedingungen abzubilden, wenn der „offizielle“ SFI mal nicht ganz zu den beobachteten Werten passt.
Kp-Index (Kp, K(3H), Kp4CAST)
Kp ist ein globaler Index, der alle drei Stunden aktualisiert wird (daher manchmal „K(3H)“ für „K-Wert über 3 Stunden“). Er reicht von 0 bis 9 (logarithmische Skala). 0–2 = sehr ruhig, ab 5 spricht man von einem Sturm („Storm“), 9 ist extrem.
Beispiele:
„geomagnetische Bedingungen sind ruhig (Kp 1-2)“: Die Erde wird nicht stark von Sonnenwind-Partikeln oder Magnetfeldschwankungen getroffen. Gute DX-Chancen.
„mit kleinen geomagnetischen Sturmintervallen zu rechnen“: Kp dürfte 4 oder höher erreichen, es kann zu zeitweiligen Ausfällen auf einigen Bändern kommen.
A-Index
Der A-Index ist ein gemittelter Tageswert (0–400, aber praktisch selten über 100). Er sagt dir, wie stark das Erdmagnetfeld über den ganzen Tag hinweg gestört war.
Sonnenwindgeschwindigkeit (SWS oder SW)
Etwa 300–800 km/s, kann bei koronalen Massenauswürfen (CME) oder aus koronalen Löchern deutlich erhöht sein. Hohe Sonnenwindgeschwindigkeiten stören oft die Ionosphäre (Steigerung des Kp-Index).
Koronale Löcher (CH, hier z.B. CH09)
Dunklere, kältere Bereiche in der Sonnenatmosphäre, aus denen der Sonnenwind besonders schnell entweicht. Wenn ein koronales Loch „zentral“ (also zur Erde hin) steht, rechnet man oft mit geomagnetischen Unruhen.
Bz-Wert (Bz, BT)
Das Interplanetare Magnetfeld (IMF) wird in verschiedene Komponenten zerlegt, dabei ist „Bz“ die Nord-Süd-Komponente.
Bz < 0 (negativ) = nach Süden gerichtet: Koppelt stark mit dem Erdmagnetfeld, kann geomagnetische Stürme auslösen.
BT ist die Gesamtfeldstärke in Nanotesla (z.B. „BT6“: 6 nT).
DST-Index
Disturbance Storm Time-Index. Gibt an, wie stark das Erdmagnetfeld insgesamt von starken Strömen im erdnahen Raum (Ringstrom) beeinflusst ist. Negative Werte deuten auf starke geomagnetische Störungen hin.
HPI
Dieser Begriff taucht seltener auf. Der High-latitude Propagation Index (oder ähnlich) kann Auskunft darüber geben, wie gestört die Hochbreitenwege sind.
Zusammenfassung entziffern

Das ist quasi eine kompakte Zusammenfassung, ähnlich wie bei einem Meteorologiebericht:
- SFI220: Solar Flux Index = 220 (ziemlich hoch, gute DX-Chancen!)
- SN153: Sonnenfleckenzahl = 153
- eSFI150, eSSN116: „Effective“ SFI = 150, effective SSN = 116
(man rechnet hier teils andere Werte heraus) - KIEL A8: „A-Index“ am Messstandort Kiel = 8
- K(3H)2: Kp-Wert ĂĽber die letzten 3 Stunden = 2 (ruhig)
- SWS440: Solar Wind Speed = 440 km/s
- BZ1 BT6: Bz = +1 nT (schwach nördlich), BT = 6 nT (Gesamtfeldstärke)
- HPI19: Hochbreiten-Index oder ein spezieller Parameter
(z.B. DK0WCY benutzt teils eigene Indizes) = 19 (niedrige bis mittlere Störung) - DST-8: Disturbance Storm Time Index = -8 (relativ gering negative Abweichung)
- KP4CAST(24H) 11111111: Kp-Prognose ĂĽber 24 Stunden,
z.B. 8 Zeitfenster (je 3 Stunden). „1“ bedeutet Kp=1 (ruhig) in jedem Zeitfenster. - MUF3000 MAX30+(D) MIN8(N):
- MUF3000: Höchste nutzbare Frequenz (Maximum Usable Frequency) über 3000 km Sprungentfernung.
- MAX30+(D) = um die 30 MHz oder höher am Tag
- MIN8(N) = nachts kann sie auf 8 MHz absinken.
- DATA BY DK0WCY KC2G SWPC/NOAA SANSA WDC/KYOTO MET OFFICE UK GFZ POTSDAM FWBST RHB
- Eine Liste von Datenquellen: DK0WCY (bekannte Wetter-/Bakenstation in Deutschland), NOAA (US-Wetterbehörde), SANSA (Südafrika), GFZ (GeoForschungsZentrum Potsdam) usw.
Praktische Bedeutung
Hoher SFI (z.B. 220) und hohe Sonnenfleckenzahl
→ Tendenziell super für 10 m, 12 m, 15 m usw.
Ruhige Kp-Werte (1–2)
→ Geringe geomagnetische Störungen, sehr gute Chancen auf stabile Verbindungen weltweit.
A-Wert unter 10
→ Ebenfalls sehr ruhig.
Erhöhte Sonnenwindgeschwindigkeit (z.B. 500–600 km/s) + negative Bz
→ Kann in den nächsten Stunden oder Tagen zu erhöhtem Kp führen
→ Kurzfristige Verschlechterung der Ausbreitung möglich.
M-Flares / X-Flares
→ Achte auf mögliche „Radio Blackouts“. Bei starken Flares kann vor allem auf der Tagseite kurzzeitig das 20-m- oder 15-m-Band wegbrechen (Dämpfung durch ionisierte D-Schicht).
MUF3000 von 30+ MHz
→ Gutes Zeichen dafür, dass 10-m-Band offen sein könnte – check also 28 MHz!
G-Warnstufen (G1 bis G4) – Das „G“ steht fĂĽr geomagnetisch.
NOAA-Schema für geomagnetische Sturmstärken (wie stark ist das Erdmagnetfeld gestört)
- G1 (Minor): Kp=5
- G2 (Moderate): Kp=6
- G3 (Strong): Kp=7
- G4 (Severe): Kp=8
- G5 (Extreme): Kp=9
→ Bei G4 musst du Dich auf stärkere Bandunregelmäßigkeiten einstellen, speziell auf den hohen Kurzwellenbändern (15 m, 12 m, 10 m) kann es dann sehr schnell „zu“ sein.
→ Interessanterweise kann im gleichen Moment auf VHF Aurora auftreten: Mit einer guten Yagi-Antenne Richtung Nord kann man Aurora-Backscatter auf 6 m oder 2 m versuchen. Ein G4-Sturm kann die Polarlichter weit nach Süden bringen. → Achte darauf, dass man in den Stunden nach einem Sturm (wenn Kp wieder fällt) manchmal super DX-Bedingungen haben kann („Post-Storm Enhancement“).