Funkwetterberichte

Funkwetter bezeichnet die Gesamtheit der atmosphÀrischen und kosmischen Bedingungen, die das Ausbreitungsverhalten von Funkwellen beeinflussen.

Funkwetterberichte, oft auch als Ausbreitungs- oder Propagationsberichte bezeichnet, beschreiben die zu erwartenden Funkwellen­ausbreitungen auf den verschiedenen AmateurfunkbĂ€ndern. Je nachdem, wie sich die IonosphĂ€re gerade verhĂ€lt, können Funksignale ĂŒber große Distanzen reflektiert, absorbiert oder stark gedĂ€mpft werden.

ThemenĂŒberblick:

Einfluss der Sonne

Die Sonne spielt eine zentrale Rolle fĂŒr das Funkwetter. Ihre AktivitĂ€t, insbesondere die Anzahl der Sonnenflecken, beeinflusst die Ionisation der IonosphĂ€re, einer Schicht der ErdatmosphĂ€re, die fĂŒr die Reflexion und Brechung von Funkwellen verantwortlich ist. Durch die von der Sonne ausgesandte Strahlung werden die GasmolekĂŒle in der IonosphĂ€re ionisiert, wodurch elektrisch geladene Teilchen entstehen. Diese Ionisation variiert mit der Tageszeit, der Jahreszeit und dem elfjĂ€hrigen Sonnenfleckenzyklus. WĂ€hrend Phasen hoher SonnenaktivitĂ€t, gekennzeichnet durch viele Sonnenflecken, ist die IonosphĂ€re stĂ€rker ionisiert, was die Ausbreitungsbedingungen fĂŒr Funkwellen, insbesondere im Kurzwellenbereich, verbessert. 

Wie bereits beschrieben besteht die IonosphĂ€re aus mehreren Schichten, die fĂŒr das Funkwetter eine Rolle spielen:

  • D-Schicht (ca. 60–90 km Höhe): Nur tagsĂŒber vorhanden (durch Sonnenstrahlung). Verursacht eher DĂ€mpfung, vor allem auf den unteren Frequenzen (Lang- und Mittelwelle, teilweise auch auf 80 m). In der Nacht verschwindet die D-Schicht weitgehend, was vor allem auf 80 m und 160 m fĂŒr bessere DX-Bedingungen sorgt.
  • E-Schicht (ca. 90–120 km Höhe): TagsĂŒber ionisiert, kann kurzzeitige Reflexionen ermöglichen („Sporadic-E“, vor allem auf 6 m, 10 m und manchmal auf 2 m). Sporadic-E ist stark saisonabhĂ€ngig (hĂ€ufiger im FrĂŒhjahr und Sommer), und daher auch in vielen Funkwetterprognosen erwĂ€hnt.
  • F-Schichten (ca. 120–400 km Höhe): Nachts verschmelzen sie oft zur sogenannten F-Schicht, tagsĂŒber unterscheidet man sie in F1 und F2. Die F2-Schicht ist fĂŒr die klassischen DX-Verbindungen am wichtigsten, da sie in großen Höhen liegt und eine starke Ionisierung besitzen kann.

Wichtige Kennzahlen in Funkwetterberichten

In den Funkwetterberichten und -vorhersagen stĂ¶ĂŸt du oft auf verschiedene Parameter, die den Zustand der IonosphĂ€re und die solare AktivitĂ€t beschreiben:

Solar Flux Index (SFI)

  • Dieser Index misst die von der Sonne ausgesandte Radiostrahlung bei einer WellenlĂ€nge von 10,7 cm (2,695 GHz) und wird in Solar Flux Units (SFU) angegeben.
  • Gibt die IntensitĂ€t der Sonnenstrahlung an und ist ein wichtiges Maß fĂŒr die Ionisierung der IonosphĂ€re. Höhere Werte deuten auf eine intensivere SonnenaktivitĂ€t hin.
  • Faustregel: Hoher SFI (ĂŒber 100) bedeutet in der Regel bessere Ausbreitungsbedingungen auf den höheren KurzwellenbĂ€ndern (15 m, 12 m, 10 m).

Sonnenfleckenrelativzahl (R)

  • Sie gibt die Anzahl der sichtbaren Sonnenflecken an und dient als Maß fĂŒr die SonnenaktivitĂ€t.
  • Die Anzahl der sichtbaren Sonnenflecken korreliert meist mit der AktivitĂ€t der Sonne.
  • Ein höherer Sonnenfleckenzyklus (wir sind gerade in Richtung Maximum des Sonnenfleckenzyklus 25 unterwegs) bringt tendenziell bessere Ausbreitungsbedingungen, vor allem auf den höheren Frequenzen.

K-Index

  • Beschreibt die geomagnetische AktivitĂ€t.
  • Ein Maß fĂŒr geomagnetische Unruhen, dass die kurzfristigen Schwankungen des Erdmagnetfeldes angibt.
  • Werte von 0 bis 3 signalisieren ruhige Bedingungen, wĂ€hrend höhere Werte auf geomagnetische StĂŒrme hindeuten, die die Funkkommunikation beeintrĂ€chtigen können.
  • Ab 5 spricht man von einem Sturm
  • Der K-Index ist eine quasi-logarithmische Skala (0 bis 9), die alle 3 Stunden aktualisiert wird.
  • Hohe geomagnetische AktivitĂ€t ist oft schlecht fĂŒr die Kurzwellenausbreitung, da sie die IonosphĂ€re „durcheinanderwirbelt“ und Signale unterdrĂŒcken oder streuen kann.

A-Index

  • Dieser Index gibt die geomagnetische AktivitĂ€t ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum an und ergĂ€nzt den K-Index.
  • Der A-Index ist eine etwas glattere Tagesbewertung (von 0 bis ĂŒber 100).
  • Ein höherer A-Index (z.B. >20) deutet auf erhöhte Störungen hin.
  • Hohe geomagnetische AktivitĂ€t ist oft schlecht fĂŒr die Kurzwellenausbreitung, da sie die IonosphĂ€re „durcheinanderwirbelt“ und Signale unterdrĂŒcken oder streuen kann.

MUF (Maximum Usable Frequency)

  • Die höchste Frequenz, bei der fĂŒr eine bestimmte Funkstrecke unter aktuellen Bedingungen noch Reflektion an der IonosphĂ€re stattfindet.
  • Tendenziell wird in den Berichten oft angegeben, ob die MUF ĂŒber 10 MHz, 14 MHz oder 28 MHz liegt, was uns sagt, ob 20 m, 15 m oder 10 m gut nutzbar sein könnten.

Einfluss auf verschiedene Frequenzbereiche

Die Auswirkungen des Funkwetters variieren je nach Frequenzbereich:

  • Lang- und Mittelwelle: TagsĂŒber absorbiert die D-Schicht der IonosphĂ€re diese niedrigen Frequenzen, wodurch die Reichweite begrenzt ist. Nachts, wenn die D-Schicht verschwindet, können diese Frequenzen ĂŒber die F-Schicht reflektiert werden, was zu grĂ¶ĂŸeren Reichweiten fĂŒhrt.
  • Kurzwelle (HF): Die Ausbreitung auf diesen Frequenzen ist stark von der Ionisation der F-Schicht abhĂ€ngig. Hohe SonnenaktivitĂ€t verbessert die Reflexionseigenschaften, wodurch weltweite Verbindungen möglich sind.
  • Ultrakurzwelle (VHF) und höher: Diese Frequenzen durchdringen die IonosphĂ€re und sind daher weniger von deren Zustand abhĂ€ngig. Allerdings können troposphĂ€rische Bedingungen, wie Temperaturinversionen, die Ausbreitung beeinflussen und zu Überreichweiten fĂŒhren.

Einfluss von SonnenstĂŒrmen und geomagnetischer AktivitĂ€t

Ein wichtiger Störfaktor in Sachen Ausbreitung sind SonnenstĂŒrme:

  • Wenn große Mengen geladener Teilchen durch einen koronalen Massenauswurf (CME) Richtung Erde geschleudert werden, steigt die geomagnetische AktivitĂ€t.
  • Hierbei können sogar Polarlichter weit in sĂŒdliche Regionen sichtbar werden. Das Erdmagnetfeld wird „gestresst“ und reagiert mit starken Schwankungen.
  • FĂŒr den Funkverkehr bedeutet das oft merklich schlechtere Bedingungen auf Kurzwelle. Man spricht dann auch von einem „radio blackout“, wenn durch Röntgenstrahlung in der D-Schicht viel Absorption stattfindet (insbesondere auf den unteren BĂ€ndern).

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