Mittelwellenbereich MW/MF
Der Mittelwellenbereich (MW) oder auch Medium Frequency (MF) umfasst Frequenzen von 300 kHz bis 3.000 kHz, entsprechend Wellenlängen zwischen 1.000 und 100 Metern. In Deutschland wird der Frequenzbereich von 526,5 kHz bis 1.606,5 kHz für den Rundfunk genutzt, wobei die Sender in einem 9-kHz-Raster angeordnet sind.
Bänder im Mittelwellenbereich
Nutzung des Mittelwellenbereichs:
- Rundfunk: Historisch gesehen war die Mittelwelle ein primäres Medium für die terrestrische Ausstrahlung von Hörfunkprogrammen, insbesondere zur Überbrückung großer Distanzen. In Europa hat die Bedeutung des Mittelwellenrundfunks seit den 2000er Jahren jedoch stark abgenommen, da viele Sender ihren Betrieb eingestellt haben.
- Seefunk: Der Mittelwellenbereich wird auch im Seefunk genutzt, insbesondere für Navigations- und Kommunikationsdienste.
Einordnung der Mittelwellen:
Mittelwellen breiten sich sowohl als Bodenwellen entlang der Erdoberfläche als auch als Raumwellen aus, die an der Ionosphäre reflektiert werden. Tagsüber dominieren Bodenwellen mit Reichweiten von bis zu 300 km, während nachts die Raumwellenübertragung aufgrund der veränderten Ionosphärenbedingungen größere Distanzen ermöglicht.
Bedeutung des Mittelwellenbereichs für den Amateurfunk:
Funkamateuren stehen im Mittelwellenbereich zwei Bänder zur Verfügung:
- 160-Meter-Band: 1800 kHz bis 2000 kHz. Dieses Band ermöglicht Verbindungen über mittlere Entfernungen, wobei nachts aufgrund der Ionosphärenreflexionen größere Reichweiten erzielt werden können.
- 630-Meter-Band: 472 kHz bis 479 kHz. Dieses Band wurde der Weltfunkkonferenz 2012 dem Amateurfunkdienst weltweit mit Sekundärstatus zugewiesen. In Deutschland ist die Nutzung dieses Bandes für Funkamateure der Klasse A mit einer maximalen Strahlungsleistung von 1 Watt ERP erlaubt.
Besonderheiten und Herausforderungen im Amateurfunkbetrieb auf Mittelwelle:
- Antennenbau: Aufgrund der langen Wellenlängen sind resonante Antennen physikalisch groß. Funkamateure nutzen daher oft verkürzte Antennen mit Ladespulen oder Kapazitätshüten, um die erforderliche Länge zu reduzieren.
- Sendeleistung: Im 630-Meter-Band ist die Sendeleistung auf 1 Watt ERP begrenzt, was effiziente Antennensysteme und empfindliche Empfänger erfordert, um erfolgreiche Verbindungen herzustellen.
- Betriebsarten: Aufgrund der schmalen Bandbreite und der spezifischen Ausbreitungsbedingungen sind schmalbandige Betriebsarten wie CW (Morsetelegrafie) oder digitale Modi wie WSPR besonders geeignet. Diese ermöglichen trotz geringer Sendeleistung und schmaler Bandbreite effektive Kommunikation.
Hinweise für Funkamateure:
Der Betrieb im Mittelwellenbereich erfordert spezifisches technisches Wissen und Experimentierfreude. Aufgrund der besonderen Herausforderungen, wie der Notwendigkeit großer Antennen und der Begrenzung der Sendeleistung, ist dieser Frequenzbereich besonders für Funkamateure geeignet, die Interesse am Selbstbau und an technischen Experimenten haben. Zudem bietet der Mittelwellenbereich die Möglichkeit, die Auswirkungen von Sonnenauf- und -untergang auf die Wellenausbreitung zu untersuchen und somit ein tieferes Verständnis der Ausbreitungsbedingungen zu erlangen.
Mittelwellensender
In Deutschland wurden die letzten großen Mittelwellensender des Deutschlandradios am 31. Dezember 2015 abgeschaltet. Seither gibt es nur noch wenige aktive Mittelwellensender im Land. Einige Enthusiasten betreiben mit Sondergenehmigungen Kleinsender, die in ihrem näheren Umkreis ältere Empfangsgeräte versorgen.
Im europäischen Ausland, insbesondere in den Niederlanden, erlebt der AM-Rundfunk eine Wiederbelebung durch zahlreiche Kleinsender mit geringer Sendeleistung. Diese Sender sind vor allem nachts in Deutschland empfangbar, da die Mittelwelle dann größere Reichweiten ermöglicht.
Bezüglich der Überschneidung von Rundfunksendern mit Amateurfunkbändern gab es in der Vergangenheit Fälle, in denen Rundfunkanstalten außerhalb der ihnen zugewiesenen Frequenzbereiche sendeten. Beispielsweise strahlten chinesische Rundfunksender zu bestimmten Zeiten auf Kurzwellen-Amateurfunkbändern aus. Auch Radio Vatikan sendete auf 1611 kHz, was außerhalb des offiziellen Mittelwellenbereichs liegt.
In Deutschland sind die Frequenzbereiche für den Amateurfunkdienst klar definiert und werden von der Bundesnetzagentur reguliert. Aktive Rundfunksender innerhalb dieser Amateurfunkbänder sind hierzulande nicht üblich.
kHz | Senderstandort | kW | Programm | Modulation |
531 | Akraberg, Färöer | 5 | Kringvarp Føroya | AM |
540 | Solt, Ungarn | 2.000 | Kossuth Rádió | AM |
549 | Kaliningrad, Russland | 50–70 | Testsendungen | AM |
693 | Siziano, Italien | 30 | RAI Radiodue | DRM |
729 | Putbus, Deutschland | 1 | DLR Kultur | DRM |
810 | Maqta, Abu Dhabi | 50 | Pravasi Bharathi | DRM |
828 | Delhi, Indien | 200 | All India Radio | DRM |
900 | Siziano, Italien | 50 | RAI Radiouno | DRM |
990 | Jammu, Indien | 300 | All India Radio | DRM |
1080 | Rajkot, Indien | 130 | All India Radio | DRM |
1215 | Vereinigtes Königreich | 125 | Absolute Radio | AM |
Weitere bekannte Sender
Name | Frequenz | Standort | Leistung | Antenne | Sendezeiten | Sendeprogramm | Besonderheiten |
Museumssender Cham | 801 kHz | Rundfunkmuseum Cham | 1 W² | 12 m Mast | bei Bedarf rund um die Uhr | 50 Stunden Schleife | Pulsweitenmodulation |
Museumssender Cham | 801 kHz | Rundfunkmuseum Cham | 10 W² | 12 m Mast | bei Bedarf 3 x 2 Stunden pro Woche | 50 Stunden Schleife | Pulsweitenmodulation |
Ortssender Wertingen | 801 kHz | Wertingen | 2 bis 5 W | Dipol, 2x20m | 3. Sonntag im Monat von 14 Uhr bis 17 Uhr | vorproduzierte Sendungen | ehem. Frequenz des BR |
Ortssender Wertingen bei Events | 801 kHz | Wertingen | 70 W | 10m Mast | Zu geplanten Veranstaltungen | vorproduzierte Sendungen | ehem. Frequenz des BR |
Welle 370 | 810 kHz | Königs Wusterhausen | 9 W | T-Antenne 35 Meter Höhe | jeder 3. Sonntag 14:00 Uhr sowie zu Veran-staltungen | Radiotag vom Funkerberg, live aus dem Museum | Sendestart 2008 |
JOE | 1485 kHz | Erlangen Tennenlohe | 6 W / 100W¹ | Lambda/4 | 24h / 7d | Funklust / beep | OCXO stab. Freq. |
Radio Eule | 1500 kHz | Deutsches Museum München | 10 W² | Monopol- /Marconi-antenne | 24h / 7d | wissenschaftliche und technische Sendungen | Programm-gestaltung durch Schüler möglich |