Vergleich ICOM – Yaesu
In der Welt des Amateurfunks spielen die Hersteller Icom und Yaesu seit Jahrzehnten eine prägende Rolle. Beide Unternehmen haben ihren Ursprung in Japan und zeichnen sich durch stetige Innovation, technisches Know-how und die Bereitschaft aus, sich den Bedürfnissen und Wünschen der Amateurfunkgemeinschaft anzupassen. Sie entwickelten im Laufe der Zeit Geräte, die auf unterschiedlichste Betriebsarten und Frequenzbereiche zugeschnitten sind – von Kurzwelle (HF) über VHF/UHF bis hin zu Digitalfunklösungen.
Vergleich der Begriffe und Funktionen
Kategorie | ICOM | Yaesu | Bemerkung / Unterschied |
---|---|---|---|
Rauschunterdrückung | NR (Noise Reduction) | DNR (Digital Noise Reduction) | Yaesu spricht explizit von “Digital”, ICOM kürzer mit NR. |
Wasserfallanzeige / Scope | Waterfall Display | Cascading Spectrum Scope | Yaesu hebt oft das „Scope“-Konzept hervor, ICOM nutzt häufiger „Waterfall“. |
Speicherbänke | Memory Channels | Memory Bank System | Unterschiedliche Begrifflichkeit für ähnliche Konzepte. |
Automatische Notch-Filter | ANF (Auto Notch Filter) | DNF (Digital Notch Filter) | ICOM = „Auto“, Yaesu = „Digital“. Unterschiedlicher Fokus in der Bezeichnung. |
Sprachrekorder | Voice Memory | Digital Voice Recorder | ICOM nennt es “Memory”, Yaesu “Recorder”. Funktion ähnlich, Name unterschiedlich. |
Digitale Modulationsarten | D-STAR | C4FM (System Fusion) | Unterschiedliche Standards: ICOM setzt auf D-STAR, Yaesu auf C4FM. |
Band Scope Funktion | Band Scope | Wide Band Scope | Yaesu betont „Wide“ für breitere Darstellung. |
Speicherbare Einstellungen | Settings Memory | Memory Groups | “Memory Keyer” bei ICOM war falsch – es geht um gespeicherte Geräteeinstellungen. |
Dämpfungsfunktion | ATT (Attenuator) | IPO (Intercept Point Optimization) | Unterschiedliche technische Umsetzung: ATT = Dämpfung, IPO = Optimierung des Eingangs. |
UnterstĂĽtzte Digi-Betriebsarten | D-STAR, RTTY, PSK31 | C4FM, RTTY, PSK31 | ICOM: D-STAR, Yaesu: C4FM. Beide unterstĂĽtzen klassische digitale Modi. |
DSP-Funktionen | IF DSP (Intermediate Frequency DSP) | IF DSP (Intermediate Frequency DSP) | Beide nutzen IF-basierte DSP, Bezeichnung identisch. |
Ergänzungen & Besonderheiten
Kategorie | ICOM | Yaesu | Bemerkung / Unterschied |
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Twin Passband Tuning | vorhanden | vorhanden | Beide Hersteller bieten diese Filterfunktion, nennen sie aber unterschiedlich. |
APF (Audio Peak Filter) | Je nach Modell | Häufig bei CW-Fokus | Besonders bei CW-Betrieb relevant, unterschiedlich implementiert. |
Multi-Scope Anzeige | Teilweise möglich | Stark ausgebaut bei Oberklasse-Modellen | Yaesu betont Multi-Scope-Funktion stärker. |
Antenna Control | CI-V Interface | CAT Interface | Unterschiedliche Schnittstellenbezeichnungen, aber ähnliche Funktionen. |
Netzwerkfähigkeit | LAN/WLAN bei neueren Modellen (z.B. IC-705) | LAN/WLAN (z.B. FT-710, FTdx101) | Beide Hersteller setzen zunehmend auf Netzwerkfunktionen. |
Fernsteuerung | RS-BA1 Software | Yaesu SCU-LAN10 / Remote Software | Unterschiedliche Softwarelösungen zur Fernbedienung. |
Zusammenfassung der Unterschiede
- Begriffe: ICOM verwendet oft kürzere und technische Bezeichnungen (z.B. NR, ANF), während Yaesu gerne das Wort “Digital” ergänzt (DNR, DNF).
- Digitale Modi: ICOM ist eng mit D-STAR verbunden, Yaesu mit C4FM (System Fusion).
- Dämpfung/Empfangsoptimierung: ATT vs. IPO zeigt eine grundsätzliche unterschiedliche Philosophie – Dämpfen oder Optimieren.
- Scopes: Yaesu betont das Band Scope/ Spectrum Scope stärker, besonders bei „Wide“ oder „Cascading“-Funktionen.
- Schnittstellen: CI-V (ICOM) vs. CAT (Yaesu) – unterschiedliche Protokollbezeichnungen für externe Steuerung.
- Fernsteuerung: Beide Hersteller bieten Lösungen, aber proprietär.
Die Anfänge von Icom
Die Ursprünge von Icom gehen auf die 1950er-Jahre zurück. Icom wurde von Shizuo Inoue (井上) im Jahr 1954 (teils wird auch 1958 genannt) in Osaka, Japan, gegründet – ursprünglich unter dem Namen „Inoue Communications“. Schon in den frühen Jahren richtete sich das Unternehmen auf Geräte zur drahtlosen Kommunikation aus, wobei der Fokus rasch auf den Amateurfunkmarkt überging. Unter dem Markennamen „Icom“ etablierte sich das Unternehmen sukzessive auch international. Bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren gewannen Icom-Funkgeräte – insbesondere für VHF/UHF – Anerkennung für ihre Bauqualität und Zuverlässigkeit. Durch den Einsatz moderner Elektronik konnte Icom in den 1970er- und 1980er-Jahren auch im Kurzwellenbereich Fuß fassen.
Wichtige Punkte in der frĂĽhen Icom-Geschichte:
- Starker Einstieg in den VHF/UHF-Sektor in den 1960er-Jahren.
- Ăśbergang zum Kurzwellenbereich in den 1970ern, u. a. mit frĂĽhen Transceivern fĂĽr den Amateurfunk (z. B. die IC-Serien).
- Einsatz von damals fortschrittlicher Halbleitertechnik (Transistoren) anstelle von Röhren in vielen Geräten (zu dieser Zeit noch nicht selbstverständlich).
Die Anfänge von Yaesu
Yaesu Musen Co., Ltd. wurde 1959 von Sako Hasegawa gegründet, und zwar im Tokioter Stadtteil Yaesu (daher der Firmenname). Ursprünglich produzierte das Unternehmen Sende-Empfangsgeräte für Amateurfunk und kommerzielle Anwendungen in Japan. Schon bald erlangte Yaesu international eine gewisse Bekanntheit, als sich in den 1960er-Jahren Amateurfunkbegeisterte aus den USA und Europa für die Zuverlässigkeit und gute Leistung der Geräte interessierten.
Auch Yaesu brachte Transceiver auf den Markt, die sich durch neue Schaltungskonzepte und gute Modulationsqualität auszeichneten. Spätestens in den 1970er-Jahren zählte Yaesu zu den „großen Drei“ japanischer Amateurfunk-Hersteller (neben Icom und Kenwood).
Wichtige Punkte in der frĂĽhen Yaesu-Geschichte:
- Internationale Ausrichtung schon ab den 1960er-Jahren durch Exporte in die USA.
- Pionierarbeit bei SSB-Transceivern (Single Side Band), was seinerzeit eine modernere und effizientere Modulationsform gegenĂĽber AM darstellte.
- Aufbau eines starken Rufs durch robuste HF-Transceiver (z. B. die FT-Serie).
Technologischer Fortschritt und Meilensteine
Beide Unternehmen haben im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Innovationen hervorgebracht. Gerade im Amateurfunk, wo Technikbegeisterung, Experimentierfreude und Leistungsanspruch hoch sind, wirken sich solche Innovationen unmittelbar auf Markenprestige und Absatz aus.
Icom: Wegbereiter im Digitalfunk und DSP
Bereits in den 1980ern begann Icom intensiv damit, digitale Signalprozessoren (DSP) in seine Geräte zu integrieren. Obwohl die frühe DSP-Technik noch relativ rudimentär war, ermöglichte sie Funktionen wie automatische Notch-Filter, Rauschunterdrückung und digitale Filterbänder.
Ein weiterer markanter Punkt ist Icoms Rolle bei der Einführung des digitalen Amateurfunksystems D-STAR (Digital Smart Technologies for Amateur Radio). D-STAR entstand in enger Zusammenarbeit mit dem japanischen Amateurfunkverband JARL, Icom war jedoch maßgeblich an dessen praktischer Umsetzung in kommerziell erhältlichen Geräten beteiligt. Das hat Icom auf dem Feld des digitalen Amateurfunks lange in eine quasi-monopolartige Position gebracht.
Herausragende Geräte und Innovationen (Auswahl):
- IC-735 (1980er): Eines der damals modernsten HF-Geräte mit guter Signalqualität.
- IC-706-Serie (1990er): Sehr beliebter kompakter Allband-Transceiver (HF + 6 m + VHF/UHF in verschiedenen Ausbaustufen).
- ID-Serie (z. B. ID-51, ID-52): Handfunkgeräte für D-STAR mit integriertem GPS und weiteren innovativen Funktionen.
- IC-7300 (2010er): Eines der ersten Geräte mit direkt abtastendem SDR-Empfänger in seiner Preisklasse, was für Aufsehen sorgte.
Yaesu: „Tradition trifft Innovation“ – von SSB bis System Fusion
Yaesu verfolgte einen etwas anderen Weg. Während Icom früh auf D-STAR setzte, entschied sich Yaesu, ein eigenes digitales System namens „System Fusion“ zu entwickeln. Zentral sind hier C4FM (Fourth-Generation Quadrature Amplitude Modulation) als Modulationsverfahren und das Netzwerk-System WIRES-X zur Relaisvernetzung. Das Ziel war, sowohl analoge als auch digitale Nutzer in einem Relais und Netzwerk optimal zu integrieren.
Darüber hinaus brachte Yaesu schon in den 1970er- und 1980er-Jahren sehr erfolgreiche Geräte für den HF-Bereich auf den Markt, darunter legendäre Serien wie die FT-101, FT-757 oder später die FT-1000er-Reihe. Diese Transceiver galten teils als Referenz in puncto Empfängerempfindlichkeit und Robustheit.
Herausragende Geräte und Innovationen (Auswahl):
- FT-101 (1970er): Ein sehr beliebter Röhren-Transceiver, robust und leistungsstark, wurde weltweit genutzt.
- FT-817/818 (2000er): Ein QRP-Transceiver für Portabelbetrieb auf nahezu allen Amateurfunkbändern (HF, VHF, UHF). Klein, handlich und mit Akkubetrieb – ideal für Funkamateure, die draußen unterwegs sind.
- FT-991/FT-991A (2010er): „All-in-one“-Transceiver (HF, VHF, UHF, Digital) mit integriertem Tuner und Touch-Display, sehr beliebt bei Funkamateuren, die ein kompaktes Shack-Gerät suchen.
- System Fusion (seit 2013/14): Digitallösung von Yaesu, bestehend aus C4FM-Handfunkgeräten, Mobilgeräten und Relaistechnik (DR-1X, DR-2X), ergänzt durch das Vernetzungs-Konzept WIRES-X.
Unternehmensphilosophie und Marktposition
Icom: Fokus auf Technik-Pioniergeist und Qualität
Icoms Markenimage ist untrennbar mit dem Ruf verlässlicher, hochqualitativer Funklösungen verbunden. Gleichzeitig zielt Icom darauf ab, stets relativ früh neue Technologien aufzugreifen. Beispielhaft steht die Implementierung von SDR-Architekturen (Software Defined Radio) bei Geräten wie dem IC-7300 und den höheren Geräten (IC-7610, IC-9700 etc.), lange bevor andere Hersteller in dieser Klasse ähnliche Geräte herausbrachten.
In der Amateurfunk-Community genießen Icom-Transceiver oft den Ruf, gut verarbeitet zu sein und in Sachen Empfängerqualität, Audio und Bedienfreundlichkeit weit vorne zu liegen. Nicht zuletzt hat Icom mit seiner ID- und IC-Serie ein klares Signal gesetzt, dass man Digitalfunk (D-STAR) ernst nimmt und ausbauen möchte.
Yaesu: Balance aus Tradition und moderner Kommunikation
Yaesu steht für viele Funkamateure geradezu synonym für klassische HF-Technik in bester japanischer Ingenieurstradition. Geräte wie der FT-101 haben Kultstatus. Gleichzeitig scheut sich Yaesu nicht, moderne Entwicklungen voranzutreiben, wie mit System Fusion (C4FM).
Yaesu war (und ist) für Menschen attraktiv, die nicht nur einen reinen SDR-Ansatz wollen, sondern eher „klassische“ Empfängertechnik mit optionalen DSP-Funktionen bevorzugen. Allerdings ist auch bei Yaesu in den letzten Jahren eine verstärkte Integration von SDR-Elementen erkennbar, erkennbar z. B. in Geräten wie dem FT-991A oder dem neuen FT-DX10, wo eine Hybrid- oder Direkt-Sampling-Architektur zum Einsatz kommt.
Auf dem Weltmarkt sind Icom und Yaesu beide stark vertreten – mit jeweils einer treuen Kundschaft. Icom-Anhänger lieben oft die etwas „frischere“ Menüführung und das schnelle Aufgreifen neuer Technologien, während Yaesu-Fans das Gefühl schätzen, dass die bewährte Bedienlogik beibehalten wird, man sich aber dennoch nach und nach moderner Technik öffnet.
Vergleich in SchlĂĽsselpunkten
Technische Innovationen
- Icom: Führend bei der Implementierung von D-STAR und SDR in Mittelklasse-Geräten.
- Yaesu: Fokus auf eigene Digital-Lösung (System Fusion) und traditionell robuste HF-Geräte.
Bedienfreundlichkeit
- Icom: Oft als intuitiv, modern und menĂĽgefĂĽhrt beschrieben, insbesondere neuere Generationen (Touch-Screens, SDR-MenĂĽs).
- Yaesu: Menüstrukturen teils umfangreicher und tief verschachtelt, dafür bekommen erfahrene Anwender viele Einstellmöglichkeiten.
Community-Akzeptanz
- Icom: Starke Basis durch D-STAR-Communities und frĂĽhe SDR-Fans.
- Yaesu: Speziell die FT-Serien haben Kultstatus im HF-Bereich; System-Fusion-Anhänger haben eigene Vernetzungs-Community (WIRES-X).
Produktvielfalt und Preis
- Beide bieten Handfunkgeräte, Mobilgeräte und stationäre Transceiver an – von Einsteigergeräten bis hin zu High-End-HF-Transceivern.
- Preislich nimmt sich das oftmals nicht viel; Hochleistungs-SDR-Geräte sind bei beiden Herstellern in ähnlichen Preisregionen angesiedelt.
Ausblick und Schlussgedanken
Historisch betrachtet sind Icom und Yaesu zwei Säulen der japanischen Amateurfunkindustrie, die stets ihre eigenen Wege zur technischen Erneuerung suchten. Während Icom früh durch DSP-Technik und D-STAR auffiel, hielt Yaesu lange am klassischen Empfängerdesign fest, bevor man mit System Fusion die analoge und digitale Welt im Amateurfunk verbinden wollte.
Beide Hersteller stehen für hohe Qualität und Innovationskraft. Wer sich heute einen Transceiver kauft, macht mit keinem der beiden Marken „alles falsch“. Vielmehr kommt es darauf an, welche Betriebsarten du bevorzugst und welche Technologien du im Shack umsetzen möchtest.
- Digitalfunk? Bist du Fan von D-STAR, hat Icom naturgemäß die größere Bandbreite.
- C4FM/Analog-Hybrid? Dann spricht man eher von Yaesu-System-Fusion-Geräten.
- Reine HF-Performance (SSB, CW etc.)? Beide Hersteller bieten High-End-Lösungen mit exzellenten Empfängern; hier entscheidet oft persönlicher Geschmack beim Handling oder Layout.
Betrachtet man den Marktanteil und die Community, so scheint Icom in den letzten Jahren etwas mehr Bekanntheit durch sehr beliebte Geräte (IC-7300, IC-705, IC-9700) erlangt zu haben, während Yaesu gerade im Bereich System Fusion eine treue Anhängerschaft gewonnen hat. Gleichzeitig punktet Yaesu nach wie vor mit kultigen Allround-Transceivern und robusten Portabelgeräten (FT-817/818).
In Summe haben also beide Hersteller in der Amateurfunk-Geschichte tiefe Spuren hinterlassen und treiben die Entwicklung noch immer voran. Wenn du dich für einen von beiden entscheiden möchtest, gibt es neben technischen Daten und Betriebserfahrungen auch weiche Faktoren – wie Anmutung, Menüführung und natürlich die Frage, welche digitalen Modi du bevorzugst.
AbschlieĂźender Gedanke
Beim Blick auf die Vergangenheit wird klar, dass Icom und Yaesu den Amateurfunk maßgeblich mitgeformt haben. Ob Single-Side-Band in den 1960er-Jahren, digitale Sprach- und Datenübertragung in den 2000ern oder vollintegrierte SDR-Konzepte heute – diese Hersteller gehörten immer zu den Taktgebern. Für Funkamateure ist das ein Glücksfall, denn Konkurrenz belebt das Geschäft und sorgt für stetige Neuerungen.
Letztlich kann man sagen, dass beide Unternehmen unterschiedlich stark in verschiedene Bereiche gehen, aber im Kern dem gleichen Ziel dienen: Funkamateuren hochwertige Kommunikationsgeräte an die Hand zu geben, mit denen sie sich weltweit miteinander vernetzen können. Und genau darum geht’s doch im Amateurfunk, oder?