Wellenausbreitung und Funkwetter

Die AtmosphÀre

Die Schichten der AtmosphÀre und ihre Bedeutung im Amateurfunk

Die AtmosphĂ€re ist in verschiedene Schichten unterteilt, die sich durch ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften unterscheiden. Jede dieser Schichten hat spezifische Auswirkungen auf die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen und ist daher fĂŒr den Amateurfunk von Interesse.

ThemenĂŒberblick:

Die Höhenangaben, die angeben, in welchen Bereichen der AtmosphĂ€re die einzelnen Schichten verlaufen, können je nach Quelle oder Literaturwerk variieren. Diese Unterschiede ergeben sich oft aus unterschiedlichen Messmethoden, wissenschaftlichen Modellen oder der BerĂŒcksichtigung spezifischer atmosphĂ€rischer Bedingungen, wie Jahreszeiten oder geographischer Lage.

TroposphĂ€re (0 – 12 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che)

  • Die TroposphĂ€re ist die unterste Schicht der AtmosphĂ€re, in der sich das Wetter abspielt.
  • Sie enthĂ€lt etwa 75 % der gesamten AtmosphĂ€renmasse und fast den gesamten Wasserdampf.

Bedeutung fĂŒr den Amateurfunk:

In der TroposphÀre treten Effekte wie troposphÀrische Brechung und Duktion auf, die die Ausbreitung von UKW- und Mikrowellensignalen (VHF/UHF/SHF) beeinflussen.

  • Troposcatter: Streuung von Signalen in der TroposphĂ€re ermöglicht Verbindungen ĂŒber die Sichtlinie hinaus, oft bis zu 500 km.
  • Wetterbedingungen wie Temperaturinversionen können die Reichweite von Funksignalen durch Reflexion an Luftschichten deutlich erhöhen.

StratosphĂ€re (12 – 50 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che)

  • Die StratosphĂ€re ist die Schicht ĂŒber der TroposphĂ€re und enthĂ€lt die Ozonschicht, die ultraviolette Strahlung absorbiert. Temperaturen steigen mit zunehmender Höhe.

Bedeutung fĂŒr den Amateurfunk:

Die StratosphÀre hat nur begrenzten Einfluss auf die Funkausbreitung.

Amateurfunk-Ballons, die in diese Schicht aufsteigen, nutzen sie, um FunkgerĂ€te fĂŒr Telemetrie oder APRS zu testen. Langstreckenverbindungen sind hier nicht direkt relevant, aber Ballonprojekte bieten spannende Experimente fĂŒr Funkamateure.

MesosphĂ€re (50 – 85 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che)

  • Die MesosphĂ€re ist die kĂ€lteste Schicht der AtmosphĂ€re, mit Temperaturen bis zu −100 °C.
  • Sie ist bekannt fĂŒr Leuchtende Nachtwolken (Noctilucent Clouds).

Bedeutung fĂŒr den Amateurfunk:

Sporadische Reflexionen von Funksignalen können durch Meteoritenschweife in dieser Schicht auftreten, was die Meteor-Scatter-Kommunikation ermöglicht. Meteor-Scatter wird hĂ€ufig im VHF-Bereich (144 MHz) genutzt, insbesondere fĂŒr DX-Verbindungen.

Einige der stÀrksten Meteorschauer im Jahr sind:

  • Die Quadrantiden von Ende Dezember bis Mitte Januar
  • Die Perseiden mit dem Maximum Mitte August
  • Die Geminiden in der ersten DezemberhĂ€lfte

ThermosphĂ€re (85 – 500 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che)

  • In der ThermosphĂ€re steigen die Temperaturen stark an, und die Luftdichte ist extrem gering.
  • Diese Schicht enthĂ€lt die IonosphĂ€re, die fĂŒr den Funkverkehr entscheidend ist.

Bedeutung fĂŒr den Amateurfunk:

Die IonosphĂ€re, ein Teil der ThermosphĂ€re, ist fĂŒr die Reflexion und Brechung von Kurzwellen (HF) verantwortlich.

Schichten der IonosphÀre (D, E, F1, F2):

  • D-Schicht (50–90 km): Absorbiert Kurzwellen am Tag, reduziert die Reichweite.
  • E-Schicht (90–150 km): Ermöglicht sporadische E-Reflexionen, ideal fĂŒr DX auf VHF-BĂ€ndern.
  • F-Schichten (150–500 km): F1 und F2 sind fĂŒr die Reflexion von Kurzwellen entscheidend, besonders bei Nacht und wĂ€hrend hoher SonnenaktivitĂ€t.
  • Aurorafunk: Polarlichter (Auroras) in der ThermosphĂ€re reflektieren VHF/UHF-Signale.

ExosphĂ€re (ab 500 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che)

  • Die ExosphĂ€re ist die Ă€ußerste Schicht der AtmosphĂ€re, in der die MolekĂŒle so weit auseinander liegen, dass sie selten kollidieren. Sie geht allmĂ€hlich in den Weltraum ĂŒber.

Bedeutung fĂŒr den Amateurfunk:

In der ExosphĂ€re befinden sich Satelliten, die fĂŒr Amateurfunkanwendungen genutzt werden.

Kommunikation mit Amateurfunksatelliten (z. B. OSCAR-Satelliten) oder der Internationalen Raumstation (ISS) erfolgt ĂŒber diese Schicht. Weltraumkommunikation erfordert hochprĂ€zise Antennenausrichtungen und digitale Modulationsverfahren.

IonosphĂ€re (60 – 1000 km)

Die IonosphĂ€re ist ein Bereich der ErdatmosphĂ€re, der sich ungefĂ€hr zwischen 60 km und 1.000 km Höhe erstreckt. Dort werden GasmolekĂŒle und Atome durch hochenergetische Strahlung (v. a. UV-Licht und Röntgenstrahlung von der Sonne) ionisiert, d. h. sie verlieren Elektronen und werden zu elektrisch geladenen Teilchen. Diese geladenen Teilchen beeinflussen die Ausbreitung von Funkwellen, insbesondere im Kurzwellenbereich (3 – 30 MHz).

Die IonosphĂ€re wird in verschiedene Schichten eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften haben und sich ĂŒber den Tag bzw. im Jahresverlauf verĂ€ndern.

Insbesondere die Raumwelle ist von der IonosphĂ€re abhĂ€ngig. In ei­nem ge­wis­sen Fre­quenz­be­reich und mit be­stimm­ten Auf­prall­win­keln ge­lan­gen Raum­wel­len nach großer Di­stanz durch Re­fle­xio­nen an der Io­no­sphÀ­re wie­der zur Erde zu­rĂŒck. Die rest­li­chen Wel­len durch­drin­gen die Io­no­sphÀ­re oder wer­den von ihr ge­dĂ€mpft.

D-Schicht (ca. 60 – 90 km)

Die D-Schicht bildet sich durch ultraviolette (UV) Strahlung der Sonne wÀhrend des Tages.

DÀmpft sehr stark die Kurzwellen-Signale (insbesondere im unteren Frequenzbereich, z. B. 160 m, 80 m, 40 m). Die D-Schicht absorbiert einen Teil der Energie und verhindert so eine gute Reflexion an höheren Schichten.

Tag-Nacht-Unterschied:

Nachts verschwindet diese Schicht weitgehend, da keine Sonnenstrahlung mehr einfÀllt und somit die Ionisation stark abnimmt. Auf niedrigen BÀndern verbessert sich daher nachts oft die Wellenausbreitung.

E-Schicht (ca. 90 – 120 km)

Ebenfalls durch Sonnenstrahlung ionisiert, aber weniger dicht als die D-Schicht.

Kann Funkwellen im unteren Kurzwellenbereich (z. B. 10 MHz und darunter) reflektieren, wobei die Reflexion meist nicht so stabil ist wie in der F-Schicht.

Sporadic-E:

Ein besonderes PhĂ€nomen ist das sporadische Auftreten extrem dichter Ionisationszonen („Sporadic-E“), die zeitweise innerhalb dieser Schicht entstehen. Diese können im Sommer (aber auch zu anderen Zeiten) auf VHF-BĂ€ndern (z. B. 2 m, 4 m, 6 m) zu spektakulĂ€ren Kurzstrecken- und teils sogar Weitverbindungen fĂŒhren.

F-Schichten (ca. 120 – 400 km)

Die F-Schicht der IonosphĂ€re ist die höchste ionisierte Schicht, die sich zwischen 150 km und 500 km ĂŒber der ErdoberflĂ€che befindet. Sie wird tagsĂŒber hĂ€ufig in zwei Unterbereiche aufgeteilt:

  • F1-Schicht: Liegt niedriger, typischerweise zwischen 150 km und 250 km Höhe. Sie ist weniger stark ionisiert und reflektiert daher nur niedrigere Frequenzen.
  • F2-Schicht: Befindet sich in etwa 250 km bis 500 km Höhe und ist die am stĂ€rksten ionisierte Region. Sie ist maßgeblich verantwortlich fĂŒr die Reflexion von Kurzwellenfrequenzen (3–30 MHz), die weite Verbindungen ĂŒber den Globus ermöglichen.

Nachts verschmelzen die F1- und F2-Schichten zu einer einzigen F-Schicht, da der Ionisationsgrad aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung abnimmt.

Bedeutung fĂŒr Kurzwellenkommunikation:

Die F-Schicht ist der SchlĂŒssel zur weltweiten Kurzwellenkommunikation, auch bekannt als
DX-Verbindungen. Die Ionisation der F2-Schicht ermöglicht die Reflexion oder besser gesagt
Brechung von Funksignalen, wodurch diese ĂŒber die ErdkrĂŒmmung hinweg ĂŒbertragen werden können.

  • TagsĂŒber: Die stĂ€rkere Ionisation der F2-Schicht erlaubt die Reflexion höherer Frequenzen (z. B. 15 m, 10 m). Die F1-Schicht spielt dabei eine untergeordnete Rolle, da sie nur niedrige Frequenzen reflektiert.
  • Nachts: Die geringere Ionisation bedeutet, dass nur niedrigere Frequenzen effektiv zurĂŒckgebogen werden können. Dies fĂŒhrt dazu, dass BĂ€nder wie 80 m und 40 m nachts bevorzugt nutzbar sind, wĂ€hrend 15 m oder 10 m oft nicht mehr funktionieren.

Einfluss der SonnenaktivitÀt:

Die Ionisation der F2-Schicht hÀngt stark von der SonnenaktivitÀt ab:

  • Höhere SonnenaktivitĂ€t (z. B. wĂ€hrend eines Sonnenfleckenmaximums): Erhöht die Ionisation und erweitert den Frequenzbereich, der reflektiert werden kann. In diesen Phasen funktionieren höhere BĂ€nder wie 10 m besonders gut.
  • Niedrigere SonnenaktivitĂ€t (z. B. wĂ€hrend eines Minimums): Reduziert die Nutzbarkeit höherer Frequenzen und schrĂ€nkt die Bandbreite der reflektierten Signale ein.

Tag-Nacht-Unterschiede:

  • TagsĂŒber: Die getrennten F1- und F2-Schichten bieten eine stabilere Reflexion fĂŒr höhere Frequenzen. Besonders BĂ€nder wie 20 m und 15 m profitieren von der stĂ€rkeren Ionisation der F2-Schicht.
  • Nachts: Mit der Verschmelzung zur F-Schicht nimmt die FĂ€higkeit zur Reflexion hoher Frequenzen ab. Stattdessen werden niedrige Frequenzen wie 80 m und 40 m bevorzugt zurĂŒckgebogen, wodurch diese BĂ€nder fĂŒr DX-Verbindungen genutzt werden.

Zusammenfassung:

Die F-Schichten der IonosphĂ€re sind essenziell fĂŒr den Amateurfunk, insbesondere fĂŒr DX-Kommunikation. WĂ€hrend die F1-Schicht eine untergeordnete Rolle spielt, ist die F2-Schicht tagsĂŒber der Hauptfaktor fĂŒr die globale Ausbreitung höherer Frequenzen. Der Tag-Nacht-Zyklus und die SonnenaktivitĂ€t beeinflussen jedoch erheblich, welche BĂ€nder genutzt werden können und wie effektiv die Signale reflektiert werden.

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